Schwerer Rotwein – Liegt’s nur am Extraktgehalt?
Einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um das Gefühl von
Vollmundigkeit und Schwere beim Wein geht, ist der Extraktgehalt. Dieser
bezeichnet die Menge aller gelösten, also nicht flüchtigen, Stoffe im Wein. Man
kann ihn ermitteln, indem man den Wein schlicht verdampft und schaut, was am
Ende übrig bleibt. Ohne Extrakt wäre Wein also im Prinzip nur Wasser mit
flüchtigem Alkohol. Das Extrakt macht den Wein, rein chemisch gesehen, zu dem
was er ist. Es besteht im Wesentlichen aus Farbstoffen, Gerbstoffen, Glycerin,
Säuren, dem Restzucker und verschiedenen Stickstoffverbindungen. Je mehr
Extrakt ein Wein enthält, desto kräftiger erscheint er auf der Zunge. Das kann
man prinzipiell auch auf jedes andere Getränk (etwa Saft oder Bier) übertragen.
Dieses Extrakt kommt – wie sollte es anders sein – aus den Trauben, aus denen
der Wein gemacht wird. Und hier haben eben bestimmte Rebsorten, kombiniert mit
Bedingungen beim Klima und den Böden, das Potential, mehr oder weniger Extrakt
zu produzieren. Als Rebsorten mit hohem Extrakt-Potential gelten etwa Merlot,
Syrah oder Cabernet Sauvignon. Weniger hohe Extraktgehalt produzieren zumeist
Rebsorten wie der Trollinger (Vernatsch), Zweigelt oder auch der Spätburgunder.
Die verschiedenen Arten von Extrakt haben aber natürlich
auch verschiedenen Einfluss auf den Eindruck von Vollmundigkeit, Wärme und
Weichheit bei einem Wein.
Kräftiger Rotwein – Was hat der Alkoholgehalt damit zu tun?
Der Alkoholgehalt ist ein weiterer wichtiger Faktor beim
Gefühl, das der Wein im Mund hinterlässt. Der Alkohol hinterlässt – wenn er
nicht zu dominant daherkommt oder der Wein zu warm getrunken wird – beim
Trinken ein Gefühl von Wärme und Fülle im Mund. Weine mit hohem Alkoholgehalt
werden also zumeist auch als voller und schwerer wahrgenommen. Das liegt
natürlich auch daran, dass Extraktgehalt und Alkoholgehalt miteinander
verknüpft sind. Der (Frucht-)Zucker im Most ist ein Teil des Extrakts beim Wein
und gleichzeitig die Nahrung für die
Hefen, die diesen „Verzehren“ und daraus Alkohol machen. Bricht man diesen
Prozess nicht ab, wandeln sie allen Zucker im Wein zu Alkohol um. Rotweine mit
hohem Extraktgehalt haben somit meist auch einen relativ hohen Alkoholgehalt.
Vollmundige Rotweine – Viel oder wenig Gerbstoffe?
Auch die Menge und Beschaffenheit der enthaltenen Gerbstoffe
(Tannine) in einem Wein hat einen Einfluss darauf, wie kräftig, weich oder
vollmundig wir ihn empfinden. Das Tannin, das aus der Zone um die Schale der
Beeren stammt, ist ein Bitterstoff, der ganz unterschiedlich schmecken bzw.
sich im Mund anfühlen kann. Grundsätzlich gibt das Tannin dem Wein Struktur
oder eine gewisse „Stoffigkeit“. Ist es aber sehr herb und zupackend – was meist
bei zu jungen Weinen der Fall ist – dann empfinden es viele Weintrinker als
störend. Das Gefühl einer „pelzigen Zunge“ stellt sich ein und man wird den
Wein nicht als voll und schwer sondern als herb und rau empfinden. Sind die
Tannine aber weich, rund und passen sich gut ein, dann tragen sie bei zu Gefühl
von einem schweren Rotwein.