Der kleine Süßwein Guide
Um uns die Orientierung unter den süßen Tropfen zu erleichtern, existiert im Süßweinbereich neben der DAC-Regelung eine sogenannte Prädikats-Pyramide,. Jede Stufe in diese Pyramide steht für mehr Restzuckergehalt. An diesem Punkt ist es wichtig zu erwähnen, dass nur der Zuckergehalt nicht immer ein guter Indikator für die Wahrnehmung des süßen Geschmacks ist. Kein Süßwein kann ohne Säure leben. Säure bringt Spiel und Spannung in den Wein und hebt die Fruchtnoten hervor. Das Zucker-Säure-Spiel im Wein bestimmt, wie wir den Wein wahrnehmen. Wenn ein Wein neben dem hohen Zuckergehalt eine straffe Säurestruktur aufweisen kann, werden wir ihn viel angenehmer und leichter empfinden als einen Wein, dem dies fehlt.
Aber jetzt zurück zu den jeweiligen Qualitätsstufen. Das Empfangskomitee der Süßweinwelt besteht aus den Spätlesen. Diese leicht süßen, fruchtigen Weine sind auch für diejenigen zu empfehlen, die ausschließlich trockene Weine trinken.
Ab der nächsten Qualitätsstufe, der Auslese, kommt eine neue Komponente ins Spiel: die Botrytis. Trauben dieser Kategorie sind leicht von der Pilzart betroffen und neben den charakteristischen Merkmalen der jeweiligen Sorte, tauchen hier auch schon leichte Botrytis Noten im Wein auf.
Muskat Ottonel oder
Welschriesling Auslesen vom Neusiedler See sind ein absoluter Geheimtipp als Begleiter von würzigen oder leicht scharfen Gerichten.
Die obersten zwei Kategorien der Pyramide sind nicht nur wegen des extrem hohen Zuckergehalts sehr speziell, sondern auch, weil ein sehr hoher Anteil an Trauben botrytisiert ist.
Bei Beerenauslesen kommt es auch immer sehr stark auf die Rebsorte an. Es ist wichtig, dass die Trauben einen markanten Charakter haben, welcher nicht durch den intensiv brotigen und hefigen Botrytiseinfluss unterdrückt wird. Daneben muss die Sorte mehr oder weniger widerstandsfähig sein, damit die Trauben länger in den Weingärten hängen können, bis die gewünschte Botrytisierung erreicht wird.
Und der König der Süßweinwelt ist eindeutig die Trockenbeerenauslese. Hier kann der Anteil an Botrytis befallener Trauben bei über 90 % liegen. Um diese Weine herzustellen, gibt es nur einen Weg: extrem bewusste und sorgfältige Arbeit in den Weingärten.
Viele assoziieren den Namen mit einem besonders trockenen Wein, was falsch ist. In Wirklichkeit bezieht sich die Bezeichnung auf die ausgetrockneten Trauben, aus denen diese Essenz erzeugt wird.
Wenn man eine Trockenbeerenauslese einschenkt, sieht man schon, dass die Flüssigkeit langsamer fließt, fast wie Öl, was aber auch kein Wunder ist. Mit einem Zuckergehalt, welcher öfters Richtung 200 g/l geht, wird der Körper dementsprechend schwerer. Trockenbeerenauslesen passen perfekt zu großen philosophischen Gesprächen mit guten Freunden oder zu einem schönen Käseteller.